Das Mekong Delta zählt zu den ursprünglichsten und fruchtbarsten Regionen der Welt, die jedoch mit großen Herausforderungen konfrontiert ist.
Über 90% der Bevölkerung sind auf den Reisanbau und den Fischfang angewiesen, was oft zu einem sehr geringen Einkommen führt. Diese wirtschaftlichen Rahmenbedingungen tragen dazu bei, dass immer mehr Menschen in die großen Städte abwandern, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen und Perspektiven. Die Landflucht wird zu einem drängenden Problem, das nicht nur die ländlichen Gemeinschaften, sondern auch die Kulturlandschaft des Deltas stark beeinträchtigt.
Kulturpflanzen in Kombination mit Wildpflanzen sind die Grundlage einer nachhaltigen Landwirtschaft
Im Jahr 2020, während unseres unerwartet verlängerten Aufenthalts in Vietnam aufgrund der Pandemie, hatten wir die Möglichkeit, uns intensiver mit verschiedenen Projekten vor Ort auseinanderzusetzen. Wir waren in der Ricefield Lodge bei Martin untergebracht und lernten in unmittelbarer Nachbarschaft das inspirierende Projekt Abavina kennen. Unter der Leitung von Mrs. Kim Thoa wird dieses Unternehmen seit vielen Jahren mit bemerkenswerter Ausdauer und Kontinuität betrieben. Die Abavina-Genossenschaft erhält Unterstützung von verschiedenen internationalen Organisationen, darunter "Brot für die Welt", die sich aktiv für die Rückgewinnung der Permakultur im Mekong Delta einsetzen. Ziel ist es, den Lebensunterhalt der Bauern während der Umstellung von Monokulturen auf nachhaltige Landwirtschaft zu sichern.
Dieses Konzept der Permakultur wird zielstrebig in verschiedenen Regionen Vietnams angesiedelt. Aber was bedeutet nachhaltige Landwirtschaft? Durch organische Düngung und die Kultivierung von verschiedenen Pflanzenarten in sogenannten Farm-Gärten. Das Konzept beruht auf Pflanzen die sich gut vertragen und sich im natürlichen Pflanzenschutz unterstützen sowie die vorhandene Wildpflanzen mit integrieren. Dazu gehört natürlich eine gute Ausbildung in der regionalen Botanik. Durch die Aufnahme der verschiedenen Pflanzenteile und der Erhaltung der Mikrobiologie, können die Pestizide weitgehends erspart bleiben und die Qualität, das Aroma und der Geschmack der Produkte verbessern sich.
Die Umstellung erfolgt oft schneller als erwartet: Bereits innerhalb weniger Monate können erste Erfolge in Form einer erfolgreichen Ernte verzeichnet werden, begünstigt durch das optimale Klima der Region. Ein zentrales Anliegen ist es, die Monokultur des Reisanbaus zu reduzieren, um das biologische Gleichgewicht der Natur zu schützen. Die direkte Exposition der Farmer gegenüber Pestiziden führt zu erheblichen gesundheitlichen Risiken und hat gravierende Auswirkungen auf die Flora und Fauna des Deltas. Das Konzept der Permakultur wird gezielt in verschiedenen ländlichen Regionen Südvietnams implementiert. Doch was bedeutet nachhaltige Landwirtschaft eigentlich?
Bittermelonen im Kalt-Trocknungsverfahren
Sie basiert auf organischer Düngung und der Kultivierung verschiedener Pflanzenarten in sogenannten Farm-Gärten. Dieses Konzept fördert das Zusammenwachsen von Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen und natürlichen Pflanzenschutz bieten. Zudem wird Wert auf die Integration vorhandener Wildpflanzen gelegt, was eine fundierte Ausbildung in regionaler Botanik erfordert. Durch die Erhaltung der Mikrobiologie im Boden können Pestizide weitgehend vermieden werden, was nicht nur die Qualität, sondern auch das Aroma und den Geschmack der Produkte erheblich verbessert.
Langer Pfeffer angepflanzt im August 2020
Im Sommer 2020 begannen wir, uns intensiver mit der Flora und Fauna des Mekong Deltas auseinanderzusetzen. Der schlickartige Boden stellt eine große Herausforderung dar: Nur durch Trockenlegen und Bodenaufbesserungen mit Kokosfasern sowie durch das Anlegen von Kanälen kann dieser Boden für andere Pflanzenkulturen nutzbar gemacht werden. Während wir zwar mit dem Konzept der Hobbygärtnerei in Deutschland vertraut sind, waren uns tropische Anbaubedingungen weitgehend unbekannt. So wagten wir uns an verschiedene Pflanzen wie Curry-Bäume, Kaffir-Limettenbäume, Zitronengras, Anatto und natürlich auch Pfeffer heran.
Erste Ernte im Frühjahr 2022
Bereits nach wenigen Tagen stellten wir fest, wie schwierig es ist, unter tropischen Bedingungen zu arbeiten: Der schlickige Boden erwies sich als extrem schwer zu bearbeiten; er war nass wie unbeweglicher Schlamm und verwandelte sich bei Sonnenschein innerhalb kürzester Zeit in eine harte Betonfläche. Die Aufbereitung des Bodens mit großen Mengen Kokosnussfasern war unerlässlich – eine große Herausforderung bei Temperaturen über 35°C im Schatten! Die ansässigen Bauern erklärten uns wertvolle Tipps: Der Boden sollte stets mit niedrigen Bodendeckern bedeckt sein; dies schützt vor Austrocknung und erhält die Mikrobiologie des Bodens. Viele Pflanzen, wie etwa Pfeffer, benötigen den Schutz großer Bäume vor direkter Sonneneinstrahlung; andernfalls vertrocknen die Früchte noch vor der Ernte.
Die Düngung erfolgt organisch indem ein Sud aus kleinen Fischen und Schnecken angesetzt wird. Bei vielen verschiedenen Arten von Kräutern, Sträucher und Bäume in gemischten Gärten benötigt man kaum Pestizide als Pflanzenschutz und die geernteten Früchte enthalten ein viel intensiveres Aroma, als die aus Monokulturen. So schützt man die Natur, die Artenvielfalt bleibt erhalten, erhält qualitativ gesündere Lebensmittel und die Bauern erhalten mehr Lohn für Ihre verschiedenen Produkte und verbessern so ihre Lebensbedingungen.
Moringablätter erhält bei der Kalttrocknung die beste Qualität
Um den Bauern langfristig eine Perspektive zu bieten und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, investierten wir in eine Technologie zur Kalttrocknung von Kräutern, Früchten und Superfoods. Mit dieser Methode können wir frische Kräuter und Gewürze schonend trocknen und haltbar machen, ohne dass wertvolle Nährstoffe und Vitamine verloren gehen. Durch die Vermarktung unserer Produkte im In- und Ausland schaffen wir nicht nur Absatzmöglichkeiten für die Bauern, sondern tragen auch aktiv zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft bei.